Licht-Therapie – ein Thema nicht nur für den Winter

Der Winter ist die sprichwörtlich dunkle Jahreszeit: die Tage sind kurz und die Sonne hat nicht mehr die Kraft, sich gegen Nebel und Wolken durchzusetzen. Immer mehr Menschen leiden in dieser Zeit an einer Lichtmangeldepression, die auch als Winterdepression bekannt ist und medizinisch als saisonale oder saisonal abhängige Depression (SAD) bezeichnet wird. Die Zahl der von leichten Auswirkungen Betroffenen wird auf ca. 20 % geschätzt, ausgeprägte Erscheinungen findet man bei etwa 2 – 5 % der Menschen, überwiegend im Alter von über 20 Jahren und mit einem deutlich höheren Frauen-Anteil.

Ursache dieser saisonalen Depression ist vor allem Lichtmangel. In Nord-Russland, Skandinavien und Kanada ist dieses dort deutlich ausgeprägtere Gesundheitsproblem schon immer bekannt, nimmt in unseren Breiten aber spürbar zu, vielleich auch durch die Überlagerung mit immer stärkeren psychosozialen Problemen in der modernen Umwelt. An unserem Arbeitsplatz oder in unseren Wohnungen befinden wir uns regelmäßig in Licht-Niveaus von 300 – 600 Lux, selten mehr. Ein trüber Wintertag bringt es dagegen auf 3.000 Lux, ein schöner sogar auf mehr als 10.000 Lux. Wenn wir aber auf das helle Licht am Tag verzichten und dann auch noch mit künstlichem Licht die Nacht zum Tage machen (die Wissenschaft spricht von „Biologischer Dunkelheit“), kommt unsere innere Uhr aus dem Rhythmus – ein unverzichtbarer „Taktgeber“, der unseren Tag-Nacht-Rhythmus über Botenstoffe und Hormone steuert und auch großen Einfluss auf unser Wohlbefinden hat.

Was uns im Winter oft völlig fehlt, sind Aufenthalte im Freien, wo die Helligkeitswerte auch bei schlechtem Wetter die Verhältnisse in Räumen immer noch um ein Vielfaches übersteigen. Ein Spaziergang von mindestens einer halben Stunde täglich oder regelmäßig etwas Sport in der Natur sind deshalb das beste „Heilmittel“.

Aber auch mit (Kunst-)Licht-Therapie kann der circadiane Rhythmus, unsere innere Uhr, wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. Allerdings bedarf es dazu gut des 10-Fachen der normalen Beleuchtungswerte und der Beachtung einiger Regeln:

1. Ab ca. 6.500 Lux reagieren die Fotorezeptoren (Ganglienzellen) im Auge auf den Lichteinfall, 10.000 Lux sind ideal.

2. Das Licht sollte möglichst einen hohen Blauanteil haben (kaltweiß >5.000° Kelvin) und von schräg oben einfallen (wie Zenit-Licht 0-50°).

3. Ab 6.500 Lux sollte man sich dem Licht ½ – 1 Stunde aussetzen, ab 10.000 Lux genügt i.d.R. eine Sitzung von 15 – 30 Minuten, je nach Bedarf täglich oder 1 – 3 x wöchentlich.

4. Die Licht-Therapie wird morgens durchgeführt, am besten bis 8 oder 9, aber nicht später als 12 Uhr, denn sie senkt, entsprechend dem Morgenlicht in der Natur, die Produktion des Schlafhormons Melatonin und regt die

Produktion von Cortisol an, das den Stoffwechsel anstößt und uns auf Tagesbetrieb programmiert.

 

Die Licht-Therapie hilft, insbesondere in der dunklen Jahreszeit, die innere Uhr wieder zu takten, was zu einem ausgeglichenen Tag-Nacht-Rhythmus führt und auch die Produktion des „Wohlfühl-Hormons“ Serotonin positiv beeinflusst. Gegen Abend sollte man sich dann keinen hohen Lichtstärken mehr aussetzen, um die nach etwa 18 Uhr einsetzende Melatonin-Produktion, und damit den gesunden Schlaf, nicht zu gefährden.

 

Heinrich Remagen

Geschäftsführer Fa. Remagen – Ideen für Licht + Raum e.K.

Sachkundiger für Beleuchtung

(Fotonachweis: © fotolia, Eray)

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