Circadiane Beleuchtung im Seniorenstift

Problem künstlicher Beleuchtung

In der modernen Welt haben wir in den letzten Jahrzehnten unser Arbeiten und Leben mit Hilfe des künstlichen Lichts anders organisiert, als wir es genetisch in der Evolution gelernt haben.

Unsere genetische Disposition, unsere Zellerinnerung, ist auf dem Stand der Steinzeit: der Tag war geprägt von hellem Licht mit bis zu 100.000 Lux im Sommer und meistens um die 5.000 – 20.000 Lux an Wintertagen, in der Nacht herrschte völlige Dunkelheit; Lagerfeuer, Öllampen, Kerzen spendeten nicht mehr als vielleicht 10 Lux.

Mit der Erfindung der Glühlampe vor 130 Jahren und der Gasentladungslampe vor ca. 80 Jahren begann die Industrialisierung und heute arbeiten und leben wir bei etwa 300 bis 500 Lux – am Tag und in der Nacht.

Mediziner nennen das „biologische Dunkelheit“. Denn seit dem Jahr 2001 wissen wir, dass unsere innere Uhr, der circadiane Rhythmus, über das Sonnenlicht hormonell gesteuert wird; allerdings bedarf es dazu höherer Beleuchtungsstärken als wir sie in unseren Wohnungen und an unseren Arbeitsplätzen verwenden.

 

Situation im Senioren-Stift

Gerade im Wohnstift ist es vielen Menschen nicht möglich, sich regelmäßig am Morgen außerhalb des Hauses dem Tageslicht auszusetzen. Aber gerade durch dieses helle, kühlweiße Zenit-Licht wird, gesteuert durch Fotorezeptoren in der unteren Netzhaut des Auges, das Schlafhormon Melatonin unterdrückt und der circadiane Rhythmus durch die Ausschüttung von Cortisol angestoßen. In der Folge wird auch das „Wohlfühlhormon“ Serotonin produziert, das den Menschen energiegeladen und gut gelaunt in den Tag starten lässt.

Fehlt dieser Lichtreiz am Morgen, ist am Tag Antriebslosigkeit, mangelnde Energie und oft eine depressive Stimmung die Folge. Abends ist das Einschlafen erschwert, insbesondere fehlt neben dem erholsamen Tiefschlaf auch die nachts durch Wachstumshormone gesteuerte Phase der Zellreparatur.

 

Demenz

Es ist davon auszugehen (und einige Studien belegen das), dass diese unterbewusste genetische Steuerung des circadianen Rhythmus durch das Licht gerade für Menschen mit Demenz von großer Bedeutung ist.

 

Das konkrete Pilotprojekt am Johanniter-Stift in Köln-Höhenhaus

Mit einer speziell entwickelten Leuchte wurde zunächst in einem Aufenthaltsraum gleichsam ein „künstlicher Zenit“ installiert, der das natürliche Zenit-Licht eines sonnigen Morgens nachempfindet. Der Lichteinfall ist von schräg oben, damit ideal auf die Fotorezeptoren (Ganglienzellen) im Augenuntergrund ausgerichtet. Die Beleuchtungsstärke liegt ein Mehrfaches über dem Niveau der normalen Raumhelligkeit, auf jeden Fall deutlich über 1.000 Lux, je nach Entfernung auch weit höher.

Diese Lichtwerte beenden den Schlafmodus und regen die Produktion des Aktiv-Hormons Cortisol an.

Die Beleuchtung soll nur am Vormittag eingeschaltet werden, damit der circadiane Rhythmus in Gang

gebracht wird.

Um abends die gegen 18 Uhr einsetzende Melatoninproduktion nicht zu stören und den Übergang zu einem erholsamen (Tief-) Schlaf zu fördern, werden das Pflegepersonal und die Bewohner durch Schulung und geeignete Maßnahmen darin unterstützt, störende Licht-Einwirkungen zu vermeiden – insbesondere zu helles und zu viel blaues Licht.

Dazu kann über den „künstlichen Zenit“ am Abend ein amber-farbener Lichtstreifen („Sonnenuntergang“) projiziert werden, der keinen Blaulichtanteil enthält (spezielle LED).

 

Die erste Installation dient der Beobachtung und Erkundung der Wirkungen und Akzeptanz. Durch eine flexible Gestaltung der Montage ist es möglich, die Licht-Installation zu verändern und anzupassen, z.B. von direkter Anstrahlung (entspricht der klassischen Licht-Therapie) zu indirekter Ausrichtung und einem weicheren Lichtbild, etwa wenn das Licht als zu grell empfunden werden sollte. Die Helligkeit ist über einen Dimmer variabel einstellbar.

 

 

Kosten

Eine konkrete Planung setzt die Festlegung des Raumes für die Installation des „künstlichen Zenit“ voraus.

Ein Angebot kann nach Besichtigung der Räumlichkeit(en) und in Abhängigkeit von der Nutzung unter Optimierung der lichttherapeutischen Möglichkeiten erstellt werden.

 

 

Heinrich Remagen

Sachkundiger für Beleuchtung

GF REMAGEN – Ideen für Licht + Raum e.K

(Fotonachweis: © Aletia/shutterstock.com)

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